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Was eine Katze aus Wöllersdorf erzählt

Lager, in denen Menschen ohne Gerichtsurteile weggesperrt werden, sind ein zentrales Unterdrückungsinstrument in Diktaturen. Ab 1933 reichte dafür in Österreich bereits der Verdacht politischer Gegnerschaft.

Im Austrofaschismus (1933-1938) hält das Regime politisch Andersdenkende in sogenannten Anhaltelagern fest. Mit dieser Bezeichnung will man sich in Österreich begrifflich zu den deutschen Konzentrationslagern abgrenzen. Das größte Anhaltelager befindet sich in Wöllersdorf bei Wiener Neustadt (Niederösterreich). Im Gegensatz zu den Konzentrationslagern gibt es in den Anhaltelagern keine Zwangsarbeit und die Gefangenen werden relativ gut versorgt. Die Gefangenschaft ist dennoch für viele eine schwere Belastung.
Manche Inhaftierte vertreiben sich die Zeit mit Zeichnen oder Schnitzarbeiten. Die heute im Waschsalon Karl-Marx-Hof in Wien ausgestellte Katze auf Skiern (s. Abbildung) ist eines dieser Werke.

Nach den Februarkämpfen 1934 werden in Wöllersdorf hunderte Sozialisten und Kommunisten ohne gerichtliche Urteile gefangen gehalten. Der letztlich gescheiterte Arbeiteraufstand im Februar 1934 ist der erste bewaffnete Widerstand gegen den Faschismus in Europa. Nach dem viertägigen Bürgerkrieg, der in Linz (Oberösterreich) seinen Anfang nimmt, sind im Karl-Marx-Hof in Wien sogar Einschüsse schwerer Geschütze (Artillerie) zu sehen. Im Zuge der Kämpfe wurden mehr als 350 Menschen getötet. Neun Führer des „Aufstands“ wurden in den Tagen nach den Kämpfen hingerichtet, darunter der schwer verwundete Karl Münichreiter (geboren 1891) und der Nationalratsabgeordnete Koloman Wallisch (geboren 1889). Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) wird nach der Niederlage im Bürgerkrieg verboten und parteinahe Organisationen werden aufgelöst.

Die terroristische Gewalt der verbotenen NSDAP erreichte den Höhepunkt mit dem Juliputsch. Als Folge des Putschversuchs steigt die Zahl der Gefangenen im Anhaltelager Wöllersdorf um tausende Nationalsozialisten.

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